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Kriegszeiten

Wiederholt hatte Adorf unter Kriegsgeschehen zu leiden, war nicht nur einmal Schauplatz von Schlachten und kriegerischer Handlungen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nie wieder der Fall sein wird.

Detailliert nachlesen darüber kann man in den hier aufgeführten Büchern. Auch in Zeiten, in denen Adorf nicht selbst direkt Kriegsschauplatz war, wirkten sich Kriege der Landesherren durch mehr oder weniger regelmäßig zu leistende "Contributionszahlungen" drückend auf Adorf aus. Auch gab es immer wieder Forderungen von einfallenden oder durchziehenden Truppen oder Unsicherheiten durch Unheil stiftendes "lüderliches Gesindel". Im September 1768, im bayerischen Erbfolgekrieg, wurden beispielsweise der Adorfer Bürgermeister und der Adorfer Pfarrer nach der Verweigerung von Contribution an das aus Böhmen einfallende Geissauersche Corps zunächst nach Eger und nach 10 Wochen weiter nach Prag verschleppt und kamen erst zu Beginn des Jahres 1779 wieder frei.

Hussitenkriege (1430)

Seit den Einfällen der Hussiten im Vogtland (Teil der Hussitenzüge in die böhmischen Nachbarländer, ab 1428) hat Markneukirchen (damals Neukirchen) seinen Roten Markt. Auch in Adorf gab es Kämpfe und Zerstörungen. So ist die Zerstörung der Adorfer Kreuzkapelle um 1430 überliefert.

Schmalkaldischer Krieg (1546/47)

Im Schmalkaldischen Bund vereinten sich 1531 protestantische Städte und Fürsten unter der Führung Kursachsens und Hessen gegen die Religionspolitik Kaiser Karl V.. Bei Adorf erlitten die kursächsichen Truppen im November 1546 eine Niederlage; die Schlacht wurde auf der Höhe der Freiberger Straße und am Hang des Tetterweinbachtales ausgetragen, nachdem das Heer des böhmischen Königs auf der Heerstraße über Remtengrün kommend herangerückt war. Es muss ein schlimmes Gemetzel gewesen sein, denn der Überlieferung nach kam dabei der Tetterweinbach ("Todtenweinbach") zu seinem Namen. Adorf wurde mehrmals geplündert.

In einer Chronik über Oelsnitz aus dem Jahr 1623 heisst es:

"Als Kaiser Karl kam in die Land,
Viel Unfall stieß ihnen zu Hand.
Markneukirchen wird angesteckt,
Und Dörfer in die Asch gelegt,
Adorf wird sehr geplündert aus,
Daß nichts bleibt, als ein wüstes Haus.
Unter Adorf am Todtenwein
Die Hußern schmeißen grausam drein,
Hawen nieder vierhundert Mann,
Vom Blut es alles floß und rann."

Im Frühjahr 1547 zog Kaiser Karl V. mit seiner Hauptarmee von Eger her über die Heeresstraße über Landwüst-Adorf-Oelsnitz-Plauen zur Entscheidungsschlacht bei Mühlberg an der Elbe. In der Nacht vom 13. zum 14. April 1547 übernachtete der Kaiser mit dem König von Böhmen in einem Feldlager auf der Jugelsburger Höhe vor Adorf. Nach dem Schmalkaldischen Krieg fiel Adorf an eben jenen König Ferdinand von Böhmen (vordem gehörte es zum Besitz des sächs. Kurfürsten), welcher es zwei Jahre später an Heinrich IV. zu Plauen (Burggraf zu Meißen) verkaufte.

Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)

Im Dreißigjährigen Krieg hatte Adorf schwer zu leiden. Mehrfach gab es Truppenbesetzungen, immer wieder Raub, Mord, Brand und Einfälle von Kriegsscharen, besonders General Holk ist hier zu erwähnen (der 1632 nicht nur die Adorfer Vorstädte, sondern auch die gerade wieder errichtete Jugelsburg in Brand steckte). Dieses Jahr 1632 war für Adorf ein besonders schlimmes, hinzu kam der Ausbruch der Pest ein Jahr später. Die zu diesem Zeitpunkt etwa 100 Jahre alte Stadtmauer (Fertigstellung war 1542), wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen, danach jedoch wieder aufgebaut. Auch die umliegenden Dörfer, z.B. Freiberg, hatten im Krieg schwer zu leiden.

Befreiungskriege (1813/1814)

Während der Befreiungskriege gegen Napoleon war Adorf - wieder einmal durch seine verkehrsgünstige Lage an der alten Heeresstraße - mehrfach Schauplatz des Durchmarsches kriegerischer Truppen. Insbesondere im Herbst 1813 zogen Reiterei, Infanterie und Kriegstross eines Teil der böhmischen Armee (bestehend aus Österreichern und Russen) als "schier endloser Zug" durch Adorf. Zuvor waren schon italienische Reiter auf der Flucht vor der Verfolgung durch Kosaken durchgekommen. Die Truppen bewegten sich auf Leipzig zu, zur großen Völkerschlacht. Anfang 1814, in der Endphase des Befreiungskrieges, zog auch eine Anzahl Adorfer - zum Teil als Angehörige des "Banners der freiwilligen Sachsen" - ins Feld.

2. Weltkrieg (1939-45)

In den letzten Kriegswochen und -tagen im Frühjahr 1945 wurde auch Adorf Schauplatz von Gefechten. Über Gettengrün stürzte Anfang März ein britischer Flieger (Lancaster PB 872), von einem Bombardierungseinsatz in Chemnitz kommend, ab. Die Absturzstelle befindet sich knapp hinter der Grenze auf Roßbacher Flur (Böhmen). 
Im April waren Truppenbewegungen der deutschen Wehrmacht offen ersichtlich. Viele Lastwagen mit Soldaten bewegten sich von Oelnitz kommend durch Adorf Richtung Bad Brambach. Volkssturmeinheiten errichteten Panzersperren auch rund um Adorf. Viele Fliegerstaffeln flogen über die Stadt hinweg. Nach der Bombardierung von Eger und Hof folgte der schwere Bombenangriff auf Plauen am 10. April 1945. Immer mehr Flüchtlinge kamen auch nach Adorf. Am 15. April 1945, dem Tag der Befreiung Hofs durch amerikanische Truppen, wurde der Freiberger und der Adorfer Bahnhof bombardiert. Kurz darauf wurde Adorf vom NSDAP-Kreisleiter Spindler, der aus Jugelsburg stammte und vom Adorfer Kampfkommandant Oberstleutnant Feierabend, zur Festung erklärt; es folgten Aufrufe an die Adorfer Bevölkerung Adorf "gemäß Führerbefehl" zu verteidigen. Zu diesem Zeitpunkt war Oelsnitz bereits besetzt. Der Adorfer Bürgermeister Dr. Dönitz versah nun kommissarisch auch den den Dienst als Landrat für den (Rest)Kreis Oelsnitz. Am 20. April 1945 sprengten deutsche Einheiten die Eisenbahnbrücke der Roßbacher Bahnlinie kurz vor Leubetha. Am gleichen Tag wurde Asch von den Amerikanern eingenommen. Wenig später wurde das Adorfer Bahnbetriebswerk erneut heftig beschossen. Der schlimmste Beschuss der Stadt begann dann in den letzten Apriltagen. Die amerikanischen Truppen feuerten von den westlichen Höhen her, somit war Jugelsburg das prädestinierte Ziel und der am schlimmsten betroffene Ort. Aber auch in der Stadt gab es viele Treffer. So wurden u.a. die Weberei & Fabrik der Gebr. Übel, die Michaeliskirche und das Rathaus schwer beschädigt, außerdem mehrere Wohnhäuser zerstört. Das Zweigwerk der Heinkel-Flugzeugwerke in der Oelsnitzer Straße war als Rüstungsbetrieb erklärtes Ziel. Kämpfe gab es auch in den Ortsteilen Arnsgrün und Leubetha, wo sich deutsche Einheiten in der Pappen- und Musikinstrumentenfabrik am Ortseingang verschanzt hatten. Rebersreuth dagegen hatte sich ergeben und blieb daher weitgehend unzerstört. Nach einem Ultimatum der Amerikaner am 5. Mai an die Adorfer Kampfkommandatur gaben die deutschen Militärs die Stadt auf und flüchteten Richtung Klingenthal. Am 6. Mai 1945 machte sich eine kleine Gruppe mutiger Männer zu den Amerikanern auf und erklärte, die Stadt sei geräumt. Daraufhin rückten die amerikanischen Truppen in Adorf ein und nahmen u. a. Quartier in der Neuen Schule (heute Zentralschule), im Verwaltungsgebäude der Teppichwerke in der Oelsnitzer Straße und im Finanzamt in der Bismarkstraße (später J.-Gagarin-Oberschule, heute Lessingstraße).